(Weilheimer Monatsblatt 03/06)
 
Immer mehr Menschen klagen über seelische und körperliche Probleme, die eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten: Depressionen, Ängste, Zwänge, innere Unruhe, Leere, Erschöpfung, Traurigkeit, Stress, Schlafstörungen, Eßstörungen, Beziehungsstörungen, Allergien. Und nicht selten finden sich bei den gleichen Menschen  körperliche Erkrankungen der inneren Organe, Erkrankungen der Atemorgane und des Kopfbereichs, entzündliche Erkrankungen der Gelenke und des Nervensystems oder gar Tumorbildungen. Oft gehen diese Menschen durch eine Odyssee auf der Suche nach Heilung oder wenigstens Linderung ihrer Beschwerden. Sie wandern von Arzt zu Arzt, schlucken Chemie, verstrahlen ihr Gewebe und gehen durch teuerste Krankenhaus- und Rehaaufenthalte -  mit häufig mäßigen Erfolgen. 

Nicht zuletzt deshalb ist in der Medizin und in der Psychotherapie ein heftiger Streit darüber entbrannt, ob man sich vielleicht doch in einer Sackgasse der Behandlung des kranken Menschen befindet. Es mehren sich zusehends die Stimmen mutiger Ärzte und Neurowissenschaftler wie etwa des Franzosen David Servan-Schreiber, der nach jahrelangem Irrweg in der Neurologie und Psychiatrie zugibt, dass „...Depressionen, Zukunftsangst und Stress als häufigster Krankheitsherd ohne Medikamente und jahrelange Psychotherapie heilbar sind“.

Freilich hatten längst vor ihm große Therapeuten erkannt, dass im Prinzip alle Krankheiten eine symptomrelevante Störung des Menschen in der Lebenskrise darstellen, die auf einem tiefen, neurobiologisch messbaren innerseelischen Ungleichgewicht beruhen. Alternative Psychotherapien, die in den USA seit Jahrzehnten sehr effizient eingesetzt werden, fassen langsam bei uns Fuß – allerdings ohne jegliche Unterstützung durch die gesetzlichen Krankenkassen, die lieber den leidenden Menschen in eine mittlerweile als völlig wirkungslos demaskierte jahrelange Psychoanalyse schicken oder ihn durch quälende Verhaltenstherapien entmutigen, anstatt ihm für einen Bruchteil der Kosten Heilung erfahren zu lassen. Dennoch:  

Es kommt Bewegung in die Krankheitsszene!  Aber leider auch von Seiten unseriöser Trittbrettfahrer, die sich als Naturheilkundler, Geistheiler und Hobbyfamiliensteller anschicken, den Markt der Ängstlichen abzugrasen. Aufklärung tut also Not! Lassen Sie sich deshalb nicht von Titeln und Versprechungen täuschen, sondern sich von Ihrem Arzt, Fachtherapeuten oder Heilpraktiker zeigen, welche Qualifikation er/sie wirklich besitzt. Der Arzt, der zum Rezeptblock greift ehe er Ihre gesamte Situation versteht, ist ebenso für Sie unbrauchbar wie der alles versprechende Heilpraktiker oder der geheimnisvoll tuende Reiki-Meister. 

Ganzheitliche Psychotherapie ist keine Hexerei, aber auch kein permanentes Wühlen in Kindheitstraumata und kann auch niemals erfolgreich sein, wenn Ihr Therapeut nach wenigen Minuten im Erstgespräch eine Depression diagnostiziert und als „Heilmittel“ Psychopharmaka verordnet.

Helfen kann nur der im Heilberuf seriös Tätige, der den ganzen Menschen in seiner individuellen Lebenskrise in den Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit stellt. 

Denn krank ist immer der ganze Mensch. Und heil wird nur der, der den inneren Konflikt in seinem Zusammenhang zum ganzen Leben wirklich anzuschauen wagt und so innere Konflikte als Meilensteine des Lebens erkennt. Dazu gehören Mut - und therapeutische Kompetenz, die Sie im ersten Moment beim Betreten der Praxis spüren: Sie müssen das Gefühl haben, mündig zu sein!

Mündiger Patient sein heißt allerdings auch, sich zu trauen, den Mund aufzumachen: Gegenüber Ihrem Therapeuten und Ihrer Krankenkasse.